Sprachschulen und Studienkollegs in Deutschland mit Kundenverlusten
Noch im Jahre 2020 lernten nach Angaben des Auswärtigen Amtes weltweit etwa 15 Millionen Menschen Deutsch, ein Rückgang von 5 Millionen gegenüber dem Jahr 2000. Ungefähr 450.000 Ausländer studieren zur Zeit in Deutschland, von denen die meisten in Deutschland oder teilweise noch im Ausland Deutschkurse und in Deutschland ein Studienkolleg besucht haben, was für viele die Voraussetzung für die Berechtigung zu einem Hochschulstudium in Deutschland ist.
Wenn man sich bei Sprachschulen und Studienkollegs in Deutschland umhört, gibt es seit 2020 einen dramatischen Rückgang der Interessenten und Kunden für Deutsch als Fremdsprache. Das liegt zum einen an der Corona-Krise und an den wirtschaftlichen Verwerfungen infolge des Ukraine-Kriegs, vor allem aber am neuen Ruf Deutschlands als „armer Mann Europas“. Dass Deutschland als einziges westliches Industrieland in die Rezession rutscht, dass die Deindustrialisierung und die Abwanderung qualifizierter Deutscher voranschreiten, dass Straßen und Brücken marode, die Deutsche Bahn chronisch unpünktlich ist und selbst der Regierungsflieger öfter mal defekt ist, bleibt aufmerksamen Studienanwärtern nicht verborgen.
Dazu kommt, dass Menschen aus gesellschaftlich konservativeren Ländern wie China, Indien oder den Golfstaaten sich an der Attitüde Deutschlands als Woke-Weltmeister stören. Dass Deutschland bei WMs oder beim ESC sich als einziges Land nicht mit seiner Landesfahne, sondern missionarisch mit der Regenbogenfahne präsentierte, empfanden selbst tolerante Beobachter als arrogant und anmaßend-belehrend. Grund genug für so manche, von einem Studium in Deutschland abzusehen und sich den zahlreichen Alternativländern zuzuwenden. Das ist hinsichtlich des Mangels an echten Fachkräften und des guten Rufs Deutschlands als Handelspartner und Exportnation alles andere als hilfreich.
Deutsche Sprachschulen, die auf ein Studium in Deutschland vorbereiten, sind die ersten, die diesen Trend zu spüren bekommen. Das Bonner Steinke-Institut etwa meldet einen deutlichen Rückgang bei den Hauptherkunftsländern Indien und China. Auch ein zunehmendes Interesse aus wachstumsstarken Schwellenländern wie Indonesien, Vietnam oder Usbekistan kann den Gesamtrückgang kaum abmildern. Als erstes Studienkolleg in Deutschland hat das Institut daher ein englischsprachiges Hochschulvorbereitungsprogramm aufgelegt, um Interessenten auf englischsprachige Studiengänge an staatlichen und privaten Hochschulen vorzubereiten. Der Vorteil für die Studierenden ist, dass sie dann nur rudimentäre Deutschkenntnisse benötigen. Doch obwohl private Hochschulen bekunden, sehr an zahlungskräftigen ausländischen Studierenden interessiert zu sein, erscheint es dennoch schwierig, Studierende nach Deutschland zu locken, selbst wenn sie nicht Deutsch lernen müssen.
Eine Trendwende ist somit erst einmal nicht in Sicht, und die deutsche Sprache bleibt in der weltweiten Beliebtheitsskala weiterhin auf dem absteigenden Ast.
Interessant ist Deutschland aber weiterhin für Glücksritter, die zwar nicht von Studium, Arbeit oder der deutschen Sprache angezogen werden, sondern vom deutschen Sozialsystem.